Freitag, Mai 1, 2015

Ethologie

Jedes Jahr wieder zum Ende des Monats April sammeln sich die Waldtanner Ureinwohner, um Äonen alten Zeremonien zu folgen. Der rituelle Ablauf sieht dabei vor, dass zunächst eine kleine Gruppe der Indigenen in den Wald zieht, um dort einen (zumeist unschuldigen) Baum zu erlegen.
Die Leiche wird unter großem Bohei aus dem Wald gezerrt. An einem geheimen Ort wird sie großteils gehäutet. Eine andere Gruppe der Ureinwohner verwendet die abgeschnittenen Gliedmaßen - äh - Äste, um daraus Kränze und Girlanden zu wickeln. Die dabei außerdem angebrachten bunten Bänder sollen dabei offenbar die Grausamkeit des Rituals herunterspielen.
Nun treffen sich die erste Gruppe und die zweite Gruppe. Der geschändete Leichnam wird öffentlich aufgebahrt und mit den Kränzen und Girlanden behängt. Unter Mithilfe von lärmenden Maschinen und den Blicken aller Ureinwohner wird dann der traurige Rest des Baumes aufgestellt und das untere Ende in einem betonierten Loch versenkt und verkeilt.
Im Anschluss verlieren viele der Zeremonienteilnehmer ihre Hemmungen; sie lassen sich dann häufiger in kleinen Gruppen beim Verzehr alkoholischer Gertränke beobachten.

maibaumaufstellen_20150430.jpg

Unklar ist - wie bei so vielen Riten indigener Völker - der exakte rituelle Hintergrund des verstörenden Handelns. Eine abschreckende Wirkung für andere Bäume (wie vermutlich bei der Ausstellung der Leichname hingerichteter Verbrecher im Mittelalter) dürfte nicht der Grund sein; dazu sind die in Mitteleuropa heimischen Gehölze zu wenig mobil.

Wir werden unsere Forschungen im kommenden Jahr fortsetzen und hoffen auf weitere Erkenntnisse.

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