Donnerstag, Oktober 7, 2010

Nachtlicht

Heute mal ein Beitrag aus Belgien.
Genauer gesagt, aus Ieper.

Ich bin ja echt nicht so der Geschichts-Freak, dafür aber Pazifist.
Deshalb hat mich mein erster Aufenthalt hier schon etwas kalt erwischt, denn Ieper ist im Prinzip ein einziges großes Kriegsmahnmal.
Hunderttausende Soldaten aus aller Herren Länder sind hier in den beiden Weltkriegen umgekommen, laut den allgegenwärtigen Prospekten wurde die Stadt komplett geschleift und nach dem ersten Weltkrieg wieder neu (!) aufgebaut(!). Insofern sind die Gebäude auf meinen zwei Fotos hier nicht wirklich so alt, wie sie aussehen:

ieper_lakenhal.jpg

Das hier ist das so genannte Gewandhaus oder auch Tuchhalle. Früher wurden dort (wer hätt’s gedacht?) Tücher gehandelt, was Ieper relativ reich gemacht hat. Das Gebäude ist wirklich RIESIG, wie man auch in Google-Maps gut sehen kann.
Heute werden darin freilich keine Textilien mehr gedealt, vielmehr ist nun das “In Flanders Fields Museum” drin (dessen Webseite leider komplett Flash-verseucht ist).


ieper_sint_maartenskerk.jpg

Und hier ein Foto von der Ost-Ecke der Sankt-Martinskirche, die sich nördlich vom Gewandhaus befindet.
Die Beleuchtung der Gebäude ist wirklich beeindruckend!

In Ieper gibt es auch eine für unwissende Besucher recht befremdliche Sitte: Seit 1928 wird jeden Abend um 20:00 Uhr am Menentor der Zapfenstreich geblasen. Jeden Abend. Und es gibt sogar eine eigene Webseite dazu. Wenn man sich das Menentor zum ersten Mal anschaut, meint man, die Erbauer hätten die Steine nicht richtig behauen. Beim Näherkommen merkt man, dass die Wände mit eingemeißelten Namen bedeckt sind. Von über 50000 gefallenen Soldaten. Breathtaking, würde der Brite sagen.

Ich habe freilich noch einige Fotos mehr gemacht, aber mein Viewty macht nachts nur ungern scharfe Bilder…

Zum Abschluss noch ein Futtertipp für alle, die auch mal hier hinkommen: In T’Kleinstadhuis. Direkt am großen Markt gelegen. Nicht sonderlich exquisit, was die Deko angeht (es gibt also nur ein Besteck und ein Glas auf dem Tisch), dafür aber günstig und superlecker.